Gastbeitrag : Der wahre Grund für unsere Auswanderung

Eigentlich wollte ich schon lange weg aus Deutschland. 

Aber das macht man doch nicht – mit Kindern! Sie brauchen Beständigkeit, feste soziale Kontakte… Und was ist überhaupt mit der Schule?! Bildung ohne Schule? Ist das möglich?

Wir wären sicherlich in Deutschland geblieben.

Wenn da nicht unser ältester Sohn wäre, der uns neue Wege gezeigt hat.

Schon kindergartenfrei aufgewachsen, rümpfte er bei der Vorstellung, viele Stunden am Tag in geschlossenen Räumen zu verbringen und das zu tun, was andere ihm aufdiktieren, die Nase.

Wir begannen eine Art Hospitation in einer Waldorfschule und erlebten dort Strafen und Beschämungen der Kinder. Das geschah, obwohl ich als Mama anwesend war. Ich war geschockt. Was passiert hinter verschlossener Tür, wenn niemand dabei ist?! Und wie kann so etwas überhaupt in einer Waldorfschule passieren? Und wie geht es in anderen, öffentlichen, staatlichen Schulen zu, wenn sogar die Waldorfschule schon so streng ist?

 

Fragen über Fragen, die mich viele Wochen Schlaf gekostet haben.

 

Nach vielen Tränen und Kopfschmerzen über dieses Thema stand für mich fest: Unsere Söhne werden nicht in die Schule gehen! Nicht in diese und auch in keine andere. 

Ich begann, mich mit Freilernen in Deutschland auseinanderzusetzen, doch hierbei stellte ich schnell fest, dass ich dafür zu sensibel bin. Ich hätte ständig Angst, dass die Polizei an meiner Tür klingelt und meine Kinder abholt. Außerdem wollte ich nicht den Weg über die Instanzen gehen, und noch dazu galt es zu berücksichtigen, dass wir in Hessen leben, wo Schulverweigerung nicht nur eine Ordnungswidrigkeit, sondern sogar eine Straftat darstellt.

Freilernen in Deutschland war also keine Option.

Alternative? Auswandern! Das wollte ich ja eigentlich schon immer. Warum also nicht diesen Gedanken weiterspinnen?

 

Nun galt es erstmal, meinen Mann zu überzeugen, überhaupt aus Deutschland wegzugehen. Das war kein einfaches Unterfangen, denn er ist sehr gefestigt in seinen Strukturen. Nicht unbedingt ein Abenteurer, eher ein Mensch, der gerne in seinem gewohnten Umfeld ist, das er kennt.

Es dauerte Monate, bis er soweit war, die Worte auszusprechen: „Ja, ich komme mit euch. Ich lasse euch nicht alleine gehen.“

Aber wovon sollten wir leben? Elterngeld steht uns nicht mehr zu, Kindergeld wird vermutlich gestrichen, aber davon hätten wir ja auch nicht leben können. Einen Homeoffice-Job im Ausland wollte Saschas Firma nicht. Also blieb nur eins: Meine Bindungsorientierte Elternberatung, die ich seit 2015 betreibe. Da ich jedoch in den letzten 7 Jahren meine Kinder selbst und ständig betreute, war die bisher nicht darauf ausgelegt, eine 4-köpfige Familie zu ernähren.

Zur Debatte stand zunächst, in Europa zu bleiben. Doch einige Dinge sprachen dagegen, beispielsweise der noch größere Existenzdruck, der auf mir lastet, so dass wir entschieden, weiter wegzugehen.

Gesucht wurde ein Ort, an dem man gut leben kann und vor allem ein Ort, an dem der Lebensunterhalt mit wenig Geld zu bestreiten ist. Ich wollte zudem weg von den konsumgeilen Regionen unserer Erde.

So rief ich Madagaskar auf den Plan. Ich wäre das Abenteuer eingegangen. Sascha hat sich fairerweise damit auseinandergesetzt, doch am Ende seiner Recherche war das Urteil gefällt: „Nein! Das kommt nicht in Frage. Ich schaue den Menschen doch nicht beim Sterben zu!“

OK, einen kühlen Kopf bewahren, nachdenken, einen Plan schmieden und Ärmel hochkrempeln.

 

Was wäre eine gute Alternative?

 

Kennst du das: Wenn du so richtig planlos bist und den Wunsch nach „oben“ schickst und loslässt, dann kommt die Lösung?

 

Genau so war es hier auch.

 

Ich kam mit einer Bekannten ins Gespräch, die mir von Guatemala erzählte:

 

Ein Land mit 33 Vulkanen, von zwei Seiten mit Küste begrenzt: Pazifik und Karibik, Surfen, Lateinamerika, Drittweltland, moderne Hauptstadt, Regenwald, uralte Maya-Ruinen, medizinische Versorgung gut, Sprache: Spanisch. Auch die Videos, die wir uns ansahen, haben uns gefallen. Viel Natur. Berge. Und wir alle lieben das Meer.

Sascha war und ist vor allem die Sicherheit wichtig. Nach ausgiebiger Recherche zu dem Thema stand fest: Das können wir wagen.

Am 16. Mai 2022 war es soweit: Wir verließen mit 10 Koffern und Handgepäck unsere Heimat Deutschland.

Der Flug verlief recht ruhig, alles hat gut geklappt. Außer ein Koffer, der es leider nicht bis Guatemala schaffte. Er blieb an unserem Umsteigeort Madrid zurück und fand erst zwei Wochen später den Weg zu uns nach Guatemala. Leider war meine teure Videokamera, die ich extra für unser neues Leben gekauft hatte, in den zwei Wochen Spanienaufenthalt aus dem Koffer geklaut worden. Ein komisches Gefühl, den Koffer zu öffnen und festzustellen, dass jemand in deinen Sachen rumgewühlt hat. So fühlt es sich wohl an, wenn jemand bei dir einbricht.

Wir kamen in der Dunkelheit bei Starkregen in Guatemala an. Gott sei Dank hat der Transfer gut funktioniert. Unsere Unterkunft ist wunderschön: Ein Häuschen mit 4 Zimmern südlich von Antigua Guatemala. Wir fühlen uns hier sehr wohl und verstehen uns mit unseren Vermietern so gut, dass wir entschieden, noch ein ganzes Jahr hier zu bleiben.

Auch wenn wir hier feststellen, dass das Leben nicht so viel günstiger ist als in Deutschland und auch andere Dinge die Stimmung zeitweise etwas trübten, so wollen wir erstmal bleiben. Auch, weil Saschas Reiseseele nicht ganz so groß ist wie meine.

Wir genießen die viele Zeit als Familie sehr.

Sascha hat zwei Jahre Elternzeit, die Kinder sind 100% bei uns. Was nach den zwei Jahren sein wird, werden wir sehen. Nach Deutschland zurückzugehen wollen wir eher nicht. Wie Sascha so schön sagt: „Scheitern ist keine Option!“

Nun genießen wir erstmal den wundervollen Ausblick – und ich meinen Sport – von unserer Dachterrasse auf die Berge (wir liegen auf 1.500 m) und den Volcán de Agua – den Wasservulkan, der seit Mitte des 16. Jahrhunderts inaktiv ist.

Die Höhensonne ist intensiv, da müssen wir etwas aufpassen, doch sie macht auch eine gesunde Hautfarbe. Spanisch lernen wir eher schleppend, da ist noch Optimierungsbedarf, aber wir sind dran.

Ansonsten arbeite ich viel. Gott sei Dank habe ich mit meinem Beruf auch gleichzeitig meine Berufung gefunden. So vermittle ich ausschließlich Strategien und Methoden, die ich selbst bei meinen Kindern anwende, und die uns zu einer wirklich glücklichen Familie machen.

Wenn du mehr über mich und meine Arbeit wissen möchtest, dann hole dir zunächst einmal mein kostenfreies E-Book „Erste Hilfe für Alltagskonflikte mit deinem Kind“. In meinem regelmäßigen Bindungsbrief kannst du dein neu erlerntes Wissen gleich festigen. Diesen bekommst du dann automatisch.

Mir ist in meiner Arbeit wichtig, dich und deine Familie zu unterstützen, einander freundlich zu begegnen. Bindung steht für mich an allererster Stelle. Ich sage immer: Mein Kunde ist die Beziehung.

Da du Mirjams Blog liest, bin ich sicher, dass du für alternative Wege offen bist. Neben meinen Beratungen und Begleitungen biete ich auch Fernreiki-Behandlungen an. Reiki ist eine japanische Heilmethode, die ich vor vielen Jahren erlernen durfte. Seit 2009 bin ich Reiki-Meisterin, spezialisiert auf die Heilung des Inneren Kindes mit Reiki.

Hier kannst du mich bei Interesse anschreiben: hallo@bindungsorientierte-elternberatung.de

Heute bin ich dankbar für den Weg, den unser großer Sohn uns gezeigt hat. Ohne ihn wären wir nicht da, wo wir heute sind.

War das bei dir auch so, dass die Kinder die alten Strukturen aufgerissen haben und dir ganz klar den Weg gezeigt haben, den ihr stattdessen gehen müsst?

 

Alles Liebe, von Herzen,

Deine Jenn

 

PS

(Ver)Folge uns gerne auf unserem Telegram Reisekanal, um an unserem neuen Leben teilzuhaben.

Über: Mirjam

leidenschaftliche (Trage-) Mama von 4 Söhnen, 1 still geborenem Sohn und 7 Töchtern (und weiteren 7 Himmelsbabys), ein bisschen verrückt, immer auf der Suche nach alternativen Wegen und dadurch ständig aneckend, gern barfuß, strickend, nähend, improvisierend und am liebsten draußen unterwegs