Ich finde es interessant, dass vieles in unserem Leben (auch Dinge, welche einen umfangreicheren Lernzprozess mit sich brachten) auf einmal so selbstverständlich ist und völlig normal. Betriebsblindheit, wie man es umgangssprachlich gern bezeichnet…
Mir fiel es vor ein paar Tagen wie Schuppen von den Augen, als mich eine liebe Mama über ebK kontaktierte, weil ich dort gerade einige unserer (gebrauchten) Sachen zum Verkauf anbiete. Ich bin ihr so unheimlich dankbar, dass sie mir die Augen geöffnet hat, dass auch bei mir anfangs so viele Fragezeichen waren. Von Herzen Danke, dass Du mir diese wunderbaren 3 Fragen gestellt hast, damit ich mal wieder darüber nachdenken kann, wie ich andere Mamas ermutigen kann, diesen Weg zu beschreiten und welche Fragen es zu beantworten gilt! Danke!
Erste Fragen: windelfrei in der Nacht
Wie funktioniert Windelfrei über Nacht?
Ja, tatsächlich war genau das auch sehr lange eine große Herausforderung für mich und ich habe, während 5 windelfreie Menschlein heranwuchsen, einiges ausprobiert. Es gibt da ja einiges an Produkten auf dem windelfrei-Markt, Nachthemden, dies und das und jenes. Ein bisschen über meine Odysse habe ich in meinem windelfrei-Body und windelfrei-Schlafi-Artikeln geschrieben. Daher versuche ich mal, mich hier kurz zu fassen.
Es ist meiner Erfahrung nach nicht so, dass Babies per se ständig pieseln und all unsere windelfrei-Menschlein haben tatsächlich nachts von Geburt an seltenst nachts gepullert.
Ich weiß, dass es kaum zu glauben ist, denn unsere stoffgewickelten Babys waren immer klitschnass, teilweise trotz extradickem Windelpaket und nächtlichem Windel-Wechsel. Ich ermutige Dich trotz allem, probiere es mal aus!
Wie soll ich das anfangen?
Wie schon erwähnt, gibt es da diese windelfrei-Nachthemden, welche das Abhalten erleichtern sollen, jedoch sind diese meiner Erfahrung nach nur geeignet, wenn man dauerhaft mit einem Back-up arbeiten will.
Ich sage es an dieser Stelle (ohne jemanden nahe zu treten oder die Überzeugung/das Tun anderer klein reden zu wollen) um alle vorzuwarnen:
Für mich bedeutet windelfrei tatsächlich KEINE Windel oder Back-up zu nutzen, jedenfalls nicht standard- und regelmäßig.
Für viele gilt es schon als windelfrei, wenn sie ihre Babys regelmäßig abhalten aber in der Zwischenzeit (fast) immer ein Windelpaket an ihr Baby legen, das ist für mich ausscheidungsorientiert aber nicht windelfrei. Ein wesentlicher Aspekt für mich bei einem windelfreien Baby ist, dass es sich wesentlich freier bewegen kann.
Aber ich schweife ab, zurück zum Thema.
Ein windelfrei-Nachthemd finde ich also unpraktisch, erstens müsste man entweder eine Lösung finden, welche die Beinchen bedeckt oder diese bleiben nackt, zweitens sind sie bei uns immer hoch gerutscht oder haben sich zusammen gewurschtelt.
Daher habe ich nach langem Suchen und Probieren und Überlegen den windelfrei-Schlafi in Kombi mit dem windelfrei-Body entwickelt.
Wie das genau funktioniert und was die Hintergedanken dabei sind, kannst Du in diesen Artikeln nachlesen. Daher erwähne ich gleich mal die bettlichen Gegebenheiten, welche sich bei uns als praktisch erwiesen haben.
Ausrüstung für das Bett
Es gibt vielerlei Matratzen-Schutz-Arten, meistens sind sie entweder steinhart oder mit so viel Plastik, dass Familie drauf schwitzt…
Warum also nicht auf die wundervollen Eigenschaften der Wolle zurückgreifen?
Zuerst haben wir es mit einem Matratzen-Schutz aus Walk versucht, die Matratzen blieben auch bei einem Unfall trocken, jedoch das Bettlaken aus Baumwolle nicht… Als dieses nun wieder einmal in der Wäsche war mit allen anderen zusammen, machten wir unseren Mittagsschlaf notgedrungen auf unserem Walk-Matratzen-Schutz und alle fanden es gar nicht kratzig, sondern angenehm. So entstand die Idee, den Walk als Spannbettlaken zu vernähen (machen wir gern auch für Dich nach Deinen Wunschmaßen 😉 meld Dich einfach bei uns) und seitdem schlafen wir auf Walk.
Wer ganz sicher gehen will kann noch eine weitere Walk-Schicht als Matratzen-Schutz darunter machen, wir benötigten es bisher nicht. Was ich allerdings sehr empfehlen kann, ist, am Bett (außer dem Töpfchen) auch ein paar Stoffwindeln oder auch Handtücher liegen zu haben. dann kann man schnell reagieren, wenn sich ein Pfütze ausbreitet und legt einfach schnell ein Handtuch/Windel drauf, welche die Pfütze ziemlich schnell einsaugt.
Erfahrungsgemäß reicht es (wenn es einen nicht ekelt), das Laken einfach am nächsten Morgen zum Lüften aufzuhängen.
Eine weitere Option wäre, von Anfang an eine saugende Baumwoll-Schicht unter das Baby (und auf das Walk-Bettlaken) zu legen, welche man im Nässe-Fall dann einfach entfernt (ein Eimer am Bett ist da ein Segen) und gegebenenfalls erneutert.
Ja, es kommt vor, dass die Schlafsachen der neben dem Baby Schlafenden mal nass werden aber ist auch genauso schnell durch umziehen behoben. Urin ist steril und stinkt für gewöhnlich erst, wenn er einige Zeit steht oder im Stoff bleibt, nicht umsonst wird er auch in medizinischer Behandlung angewandt…
nächtliches windelfrei in der Praxis
Nun zur Praxis, wie schon geschrieben, ist es nicht selten, dass windelfreie Babys nachts nur pieseln, wenn es tagsüber anstrengend war, es sehr viel zu verarbeiten gibt oder sie gerade einen Entwicklungsschub machen.
Probiere es einfach mal aus und beobachte es!
Ich konnte es nach einiger Zeit ziemlich genau abschätzen, wann es sehr wahrscheinlich war, dass die Nacht nicht trocken bleiben würde und habe dann auch auf ein Back-up in dem Body zurück gegriffen, um die Nacht für mich und das kleine Menschlein ruhiger zu gestalten. Es bringt ja nichts, wenn Mama die ganze Nacht nicht schläft, vor Sorge, dass es nass werden könnte…
Also auch hier die Maxime, guck, was für Dich passt und trotz allem:
Trau Dich auch, was auszuprobieren!
Du kannst ja Dir geeignet erscheinende Schutz-Maßnahmen ergreifen.
Vielleicht noch ein paar Gedanken zum Thema
nächtliches Abhalten
Es ist natürlich möglich, sich an den ungefähren Richtungspunkten zu orientieren, welche man tagsüber herausgefunden hat, wie, dass Babys oft nach dem Stillen pullern oder nach dem Aufwachen oder was auch immer Du für ein Muster entdeckt hast. Jedes Baby ist eine eigene Persönlichkeit!
Unsere Babys haben nachts allerdings eher im Halbschlaf getrunken und sind nicht richtig wach geworden. Oft ist es sowohl für Mama (oder auch Papa) als auch für Baby eine größere Qual/größerer Aufwand, das halbschlafende Menschlein abzuhalten. Womöglich wird es dadurch erst richtig wach und kann nicht wieder einschlafen. Einfacher wäre es hier wahrscheinlich wirklich auf ein Signal vom Baby zu warten….
In der Nacht gibt es nicht so viele Ablenkungen und oft ist der Druck auf der Blase auch diesen kleinen Menschlein unangenehm, so dass sie ihr Unwohlsein auch auf irgendeine Art und Weise ausdrücken. Unsere 5 windelfreien Babies haben wirklich nur in Ausnahmefällen nachts „einfach nur so“ im Schlaf gepullert.
Wie so oft gilt aber auch hier, dass es keine allgemein gültigen Ratschläge gibt, sondern nur Erfahrungsberichte, welche jede(r) mit seinem Erfahrungshorizont, Wahrnehmungen und auch den eigenen Vorlieben, Lebensgewohnheiten abgleichen und für sich passend anwenden sollte…
Wenn die Kleinen älter werden (erfahrungsgemäß oft um den 2. Geburtstag herum), kommt es bei vielen vor, dass es eine Phase gibt, in welcher sie nachts unruhig sind, weinen … aber abhalten scheinbar verweigern. Ich habe oft erlebt, dass sie zwar merken, dass sie müssen und instinktiv den Urin zurückhalten, es allerdings nicht wahrnehmen, dass sie abgehalten werden, einfach weil sie nicht wach genug sind…. Bei den schon älteren Menschlein fand ich es dann ratsamer, dass sie einmal richtig wach wurden (bei uns hat Licht anmachen Wirkung gezeigt), damit sie sich erleichtern konnten. Unsere Kleinen schliefen, je älter sie wurden, auch leichter wieder ein.
Nun ist es schon nur zu einer Frage so ein langer Artikel geworden, dass ich eine weitere kleine windelfrei-Serie daraus machen werde…
Sollten bei Dir jetzt noch mehr Fragezeichen entstanden sein oder Du noch hier oder da einen Praxistipp oder einen Rat, eine Erfahrung brauchen oder Dir ein Walk-(Spann-)-Bettlaken von uns genäht wünschen, schreib einfach eine Mail.
Auf viele glückliche windelfreie Familien <3
Über: Mirjam
leidenschaftliche (Trage-) Mama von 4 Söhnen, 1 still geborenem Sohn und 7 Töchtern (und weiteren 7 Himmelsbabys), ein bisschen verrückt, immer auf der Suche nach alternativen Wegen und dadurch ständig aneckend, gern barfuß, strickend, nähend, improvisierend und am liebsten draußen unterwegs