Ist Wolle selbstreinigend?
Wolle ist tatsächlich selbstreinigend, doch wie funktioniert das?
Das Innere der Wolle besteht aus zwei Faserarten, welche unterschiedlich viel Feuchtigkeit aufnehmen können. Das bewirkt, dass diese sich ungleich verformen und so aneinander reiben, was wiederum dafür sorgt, dass der Schmutz abgesondert wird. Zusätzlich wirkt das in der Wolle enthaltene Lanolin schmutz- und wasserabweisend. Wenn es mit Feuchtigkeit in Kontakt kommt, wirkt es als natürliche Seife . Dadurch reicht es oft, die Kleidungsstücke einfach zum Lüften (am besten draußen) aufzuhängen.
Was ist mit Flecken?
Flecken lassen sich frisch am besten behandeln, oft reicht es, sie mit Wasser auszuspülen, da der Fettgehalt der Wolle auch das Einziehen des Fleckes verzögert. Genial ist es, Mineralwasser zu nutzen, die Kohlensäure wirkt unterstützend dabei, den Fleck aus dem Gewebe zu entfernen. Auf weißer Wolle kann man auch eine Paste gemixt aus Backpulver und Mineralwasser anwenden. Einfach beides miteinander verrühren, die Paste auf den Fleck geben und einwirken lassen. Wenn die Paste getrocknet ist einfach ausbürsten und eventuell mit einem feuchten Tuch noch nachtupfen.
Ein Ausbürsten der Wolle funktioniert besonders gut mit der Wunderbürste* und auch bei Matsch. Nach dem matschigen Abenteuer, die Kleidung unbedingt trocknen lassen! Schon ein Ausschütteln der getrockneten Sachen lässt einiges zu Boden gehen, mit der Bürste bekommt man dann noch einiges mehr raus gebürstet, zudem kann man Pilling so sehr gut entfernen.
Darf Wolle in die Waschmaschine?
Sollte doch ein Waschgang nicht zu vermeiden sein, ist darauf zu achten, dass tatsächlich nur Wolliges in die Waschmaschine kommt (also NICHT zusammen mit Baumwolle waschen!), außerdem darf die Maschine nicht zu vollgepackt werden, da Wolle mehr Platz benötigt um zu drehen. Bei den meisten Waschmaschinen sind im Wollwaschprogramm 1 bis 3 kg das Maximum. Es ist sehr ratsam für Wollwäsche auch immer den speziellen Wollwaschgang der Waschmaschine zu nutzen, da dieses Programm sich langsamer aufwärmt und somit die Wollfasern sich an die Temperatur gewöhnen können, das ist bei Wolle sehr wichtig, da starke Temperaturschwankungen und Reibung zum Verfilzen führen. Die maximale Schleuderzahl wird oft mit 600 bis hin zu 1200 Umdrehungen angegeben, auch hier gilt, je weniger Reibung, desto besser.
Ein spezielles Woll-Waschmittel ist unabdingbar, denn es schützt nicht nur den natürlichen Fettgehalt der Wolle, sondern ist außerdem pH-neutral und enthält keine Enzyme. Letztere würden die natürlichen Fasern der Wolle zerstören. Interessant ist auch zu wissen, dass Wollwaschmittel mehr als normales Waschmittel schäumt und zwar aus dem Grund, dass es auch dadurch zu weniger Reibung zwischen den einzelnen Kleidungsstücken kommt. Ein absolutes Tabu ist Weichspüler, man kann in das Weichspülfach einen kleinen Schuss Essig geben, wenn man das mag oder auch Neemöl, welches auch gegen Motten wirkt, allerdings finde ich den Geruch nicht sonderlich angenehm. Wunder bei kratzender Wolle wirkt oft auch eine Woll-Kur, ein Bad in vor Lanolin triefendem Wasser 😉. Um zwischendurch die wolligen Sachen nach einer Wäsche nach zu fetten, kann ich die Woll-Kur von sonett sehr empfehlen. Ich habe inzwischen einen kleinen Vorrat an Wollkurflaschen und teile eine neue auf 3-4 auf, fülle sie dann mit Wasser auf, so haben sie eine gute Verdünnung. Bei einer Wollwäsche mache ich einfach einen „Schluck“ des verdünnten Wollkur-Gemisches in das Weichspüler-Fach der Waschmaschine und stelle den Waschgang dann so ein, dass das letzte Spülwasser (mit der wertvollen Woll-Kur) in der Maschine bleibt, damit die Klamotten etwas drin liegen können. Nach einiger Zeit einfach das Schleuderprogramm laufen lassen und die wo(h)lligen Sachen trocknen lassen.
Allgemein wird empfohlen, die Wolle liegend auf einem sauberen, trockenen Handtuch zu trocknen, damit die guten Stücke ihre Form behalten, außerdem sollten sie nicht in der Sonne trocknen, um Verfärbungen zu vermeiden (allerdings halte ich mich an keine der beiden Empfehlungen, bei uns trocknet auch die Wollkleidung hängend an der Leine, da wir fast nur noch solche haben).
Flecken 1×1 bei wo(h)lligen Klamotten
Gallseife
Es gibt sie in flüssiger und fester Form. In der flüssigen Form kann man sie in der Waschmaschine als (Vor-)Waschmittel nutzen oder als Zugabe zum Einweichen, Wobei beim Einweichen darauf zu achten ist, dass die Wäsche nicht zu lang in dem Wasser liegt, da die Farben dann leichter ausbluten. Unbedingt muss man beim Einweichen auch nach Farben sortieren, sonst sind Verfärbungen vorprogrammiert.
Ich nutze sehr gern auch die feste Variante von Gallseife oder eine andere Wollwasch-Seife. Wenn ein Kleidungsstück sehr verdreckt ist, mache ich es einmal nass und reibe es dann vorsichtig mit dem Seifenstück ein und lasse das dann etwas einwirken, bevor ich es in die Waschmaschine gebe.
Geschirrspülmittel
Ja, das ganz normale Fit hilft oft auch, einfach einen Spritzer auf den vorher nass gemachten Fleck geben, etwas verreiben und einwirken lassen. Danach entweder per Hand ausspülen oder mit in die Waschmaschine geben.
Fettflecken
Frische Fettflecken können einfach aufgesaugt werden, dafür eignen sich saugfähige Materialien, wie z.B. Babypuder, Kartoffel- oder Maisstärke. Den Fleck mit dem „Puder“ gut bedecken und leicht andrücken. Nach 10 bis 20 Minuten kann dieses abgeklopft und eventuelle Reste mit Spülmittel und warmen Wasser ausgewaschen werden.
Alternativ funktioniert eine Fettfleck-Entfernung auch mit Löschpapier und Bügeleisen, einfach das Löschpapier auf den Fleck legen und das Fett „hinein“ bügeln, dabei aber unbedingt darauf achten, dass das Bügeleisen nicht zu heiß für den Stoff ist!
Beerenflecken
Wir haben es nun schon zur Genüge ausprobiert, es funktioniert tatsächlich (auch bei Kirschen)! Ich lege das Kleidungsstück dazu in die Wanne, das Abwaschbecken, in eine Schüssel…, irgendwohin, wo es danach auch noch etwas liegen bleiben kann, um in Ruhe auszukühlen, setze den Wasserkocher auf und gieße dann das kochende Wasser auf die Flecken, sie verschwinden wie von Zauberhand!
Wichtig ist nur, dass das Kleidungsstück danach in Ruhe, ohne Bewegung abkühlen kann, damit es nicht verfilzt!
Wolle (aus)kochen
Ja, Wolle verträgt tatsächlich auch heiße Temperaturen! Wichtig ist beim Auskochen von Wolle nur, dass sie langsam erhitzt und abgekühlt wird und während dessen nicht viel bewegt wird und in ausreichend viel Wasser schwimmen kann. Ich nutze dazu einen großen Topf, gebe die Kleidungsstücke rein, fülle mit kaltem Wasser auf und setze diesen dann auf den Herd, um alles zum Kochen zu bringen. Es kann ratsam sein, ab und zu mit einem Kochlöffel vorsichtig die Kleidungsstücke anzuheben, damit sie nicht immer auf dem Topf-Boden liegen. Nach der gewünschten Kochzeit die Kochplatte ausstelen und die Wäsche im Topf (!!!!!!) auskühlen lassen. Nach einer solchen für die Wolle doch recht strapaziösen Behandlung empfiehlt es sich, sie mit einer Wollkur wieder zu pflegen!
Ich hoffe, ich konnte ein paar Fragen beantworten und ein bisschen Angst vor wo(h)liiger Kleidung nehmen. Bei Fragen schreib mir gern!
Über: Mirjam
leidenschaftliche (Trage-) Mama von 4 Söhnen, 1 still geborenem Sohn und 7 Töchtern (und weiteren 7 Himmelsbabys), ein bisschen verrückt, immer auf der Suche nach alternativen Wegen und dadurch ständig aneckend, gern barfuß, strickend, nähend, improvisierend und am liebsten draußen unterwegs