windelfrei Teil 4 : ganz praktisch im Alltag

Wie begann windelfrei bei mir

Leider sind wir modernen Menschen meist zu sehr beschult (worden).

Wir sind sehr gut darin geschult, allein unserem Verstand zu glauben…

und unsere Intuition (vollständig) zu vernachlässigen.

Es existiert nur das, was wir sehen, alles andere ist Quatsch und nicht wissenschaftlich.

Daher fällt es uns anfangs eventuell etwas schwer, uns in das Abenteuer windelfrei zu stürzen.

Mir jedenfalls ging es so. Ich wollte alles genau wissen und vorgekaut bekommen (wie in der Schule eben), als müsste ich einen Test ablegen und bestehen.

Damals fand ich noch nicht viel (für mich verwertbare) Informationen über windelfrei, las also nur die Klassiker:

„Es geht auch ohne Windeln“ von Ingrid Bauer und “ TofFit!: Der natürliche Weg mit oder ohne Windeln“ von Laurie Boucke

Dann probierte ich einfach drauf los…, ganz locker ging ich es mit unserer damals 15 Monate alten Tochter an. Es dauerte nicht lange und sie ging selbständig auf den Topf. Auch unsere (älteren) „gewindelten“ Kinder durften schon im Sommer draussen ohne Windel sein, von daher war windelfrei nicht ganz neu (auch wenn ich es damals nicht so nannte) und vielleicht bescherte uns das auch den raschen Erfolg.

Da es so gut geklappt hatte, war ich ganz gespannt auf den neuen Erdenbürger und wie windelfrei wohl mit einem so ganz kleinen Baby funktionieren würde.

Jetzt wird es ernst: windelfrei von Anfang an

 

Bei unserem Baby-Sohn war ich anfangs trotz allem etwas unsicher und immer noch dem Perfektionismus unterworfen, deshalb nutzte ich oft ein Back-up. Mit der Zeit kommt aber das Gespür dafür, wann das Baby mal muss.

Viele Mamas machen Laute oder Zeichen (wir sagen immer: „puller, puller, puller“, empfehlenswerter ist wahrscheinlich ein Geräusch, was an plätschern erinnert). Manche Babys äußern sich beizeiten mit diesem Geräusch oder (Baby-)Zeichen. Unsere momentan jüngste Tochter (13 Monate alt) sagt:“Kacka“ und „Puller“ oder sucht sich ein Töpfchen und bringt das an. Aber auch ohne „verabredetes“ Zeichen, erkennst Du nach einiger Zeit, wann Dein Baby mal muss:

 

Die meisten Babys werden unruhig, nörgeln, weinen oder zappeln.

Kurz bevor es „zu spät“ ist, werden viele Babys ganz ruhig, still und in sich gekehrt.

Vormittags pullern die meisten Babys öfter.

Ein guter Tipp ist auch, das Baby nach dem Stillen und Schlafen abzuhalten.

 

Beobachtung, Aufmerksamkeit und Achtsamkeit sind wunderbare Begleiter und Helfer für windelfreie Familien. Es gibt einige Mamas, welche es „wissenschaftlich“ angehen und die erste Zeit protokollieren, bevor sie sich an das windelfrei Abenteuer wagen. Mir persönlich war das zu theoretisch. Allerdings macht es mir aber auch nichts aus, mich oder/und das Baby einmal öfter umzuziehen. Ich finde, der beste Tipp ist:

 

Fang einfach an und lass Dich von „Rückschlägen“ nicht entmutigen.

Du sollst und musst es doch nicht perfekt machen,

wichtig ist der gute Wille!

 

windelfrei im Tragetuch

 

Wie gesagt, nutzte ich in unserer ersten windelfrei Baby Zeit oft eine zusätzliche Sicherheit. Da unsere kleinen Babys fast immer bei mir im Tragetuch sind, war das ganz einfach: Das Baby ganz normal anziehen (am besten mit Schurwoll- oder Wolle/Seide-Kleidung, ist wirklich super praktisch!) und dann einfach zwischen Tragetuch und Baby eine entsprechend gefaltete Stoffwindel* legen. So bleibt das Baby trocken (die Schurwoll-Kleidung leitet jegliche Flüssigkeit an die nächste Baumwollschicht), Mama und Tragetuch meist auch.

 

Beginne am besten im Wochenbett mit viel Ruhe und Zugewandheit

 

Am besten lernst Du Dein Baby kennen, wenn Du die Zeit des Wochenbetts zum Kennenlernen nutzt. Ich habe viel Zeit mit unseren Neugeborenen Haut an Haut und viiiieeeel Ruhe verbracht. Der Vorteil ist, dass Du entweder Du rechtzeitig, merkst wenn Dein Baby muss oder Du nass wirst. Da Du (nahezu) nackt bist, ist das aber nicht weiter schlimm – einfach trocken wischen 🙂 . Der frische Baby-Urin ist steril und stinkt normalerweise nicht (es sei denn Dein Baby ist krank). Du kannst auch eine schmal gefaltete Mullwindel* (eine Anleitung, wie ich sie lege, findest Du demnächst hier) Deinem Baby zwischen die Beine legen, dann wirst Du nicht nass aber hast mehr Wäsche.

 

Das „große Geschäft“

 

Meist ist es wesentlich einfacher zu lernen, wann sich das „große Geschäft“ ankündigt. Unsere windelfrei Babys machten alle morgens nach dem Aufstehen Kacki in den Topf. Wenn sie krank sind, sich unwohl fühlen oder zahnen, ist es sofort daran zu merken, dass sie wesentlich öfter und unregelmäßiger kacken müssen. Zu solchen Zeiten ist besondere Aufmerksamkeit und Zuwendung gefordert und diese zeigt meist auch schnell Wirkung.

 

 

Lernen durch Körperkontakt

 

Am besten lernst Du Dein Baby kennen, wenn Du es viel bei Dir trägst, ob nun auf dem Arm oder im Tragetuch…

 

Babys sind Traglinge und durch den Körperkontakt, lernt Ihr Euch ziemlich schnell sehr gut kennen!

 

Unmittelbarer Körperkontakt ist sehr hilfreich, weil Du ein Gespür für Dein Baby bekommst. Es ist auch heute noch so (unsere Tochter ist 13 Monate), dass es weniger Pannen gibt, wenn sie auf meinem Arm ist. Bin ich hingegen beschäftigt und sie spielt allein, dann verpasse ich es durchaus auch mal öfter, rechtzeitig zu reagieren. Dafür robbt sie, spätestens wenn sie nass ist, zu mir, damit ich sie umziehe.

Es kommt immer mal wieder vor, dass ich es ignoriere bzw. mir einrede, dass es ja jetzt nicht sein kann, weil sie gerade erst war…oder ich habe sie mir gerade erst ins Tuch gesetzt…aber hinterher ist man meistens schlauer 😉 .

Falls ich einen wichtigen Punkt vergessen habe oder Du noch mehr Tipps, Erfahrungen wissen möchtest. schreib mir gern!

 Mögen noch viele Babys windelfrei aufwachsen dürfen und viele Familien das windelfrei-Dasein genießen können, damit es wieder zur Norm wird in unserer Gesellschaft!

Über: Mirjam

leidenschaftliche (Trage-) Mama von 4 Söhnen, 1 still geborenem Sohn und 7 Töchtern (und weiteren 7 Himmelsbabys), ein bisschen verrückt, immer auf der Suche nach alternativen Wegen und dadurch ständig aneckend, gern barfuß, strickend, nähend, improvisierend und am liebsten draußen unterwegs